Stellenbezeichnung: Unternehmensgründer & Berater
Im Team seit: März 1972
Wilhelm Paulitschek
Die Geschichte von paulimot beginnt 1972. Damals hast Du eine Niederlassung der Solo Kleinmotoren GmbH in Ulm eröffnet und aufgebaut. Wie hat sich daraus das Unternehmen Paulitschek Maschinen- und Warenvertriebsgesellschaft mbH entwickelt?
Richtig, am 1. März 1972 habe ich die Solo-Werksniederlassung in der Ulmer Innenstadt eröffnet. Zehn Jahre später wurde mir dann angeboten, die Niederlassung zu übernehmen und ich habe mich zu diesem Schritt entschlossen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich als selbstständiger Kaufmann das neu gegründete Unternehmen „Paulitschek Motorgeräte“ in Form einer Solo-Generalvertretung weitergeführt und somit ausschließlich Produkte der Firma Solo vertrieben. Das Sortiment bestand damals aus Motorgeräten für die Bereiche Forst und Garten. Neben dem klassischen Einzelhandelsgeschäft in der Radgasse in Ulm habe ich zudem als Großhändler Wiederverkäufer im Landkreis Ulm und den angrenzenden Landkreisen beliefert. Ergänzend zu den Produkten der Firma Solo hatten wir damals schon Verschleißteile und Verbrauchsstoffe im Sortiment, die von Solo nicht hergestellt wurden. Diese musste ich also gesondert einkaufen, zumeist in geringen Stückzahlen und daher zu hohen Preisen. So ging es nicht nur mir, sondern auch anderen Kollegen, welche eine Solo-Niederlassung übernommen hatten. Aus dieser Situation heraus hatten wir gemeinsam die Idee, unsere Kraft zu bündeln und eben diese Verschleißteile sowie Maschinenzubehör gemeinsam einzukaufen. Das Ziel bestand darin, größere Mengen bestellen zu können und somit attraktivere Preise zu erzielen. Zu Beginn waren wir nur eine lose Gemeinschaft, die sich regelmäßig getroffen und ausgetauscht hat. Mit unserem immer größer werdenden Einkaufsvolumen kam im Jahr 1988 die Frage nach einem Namen für unsere Gemeinschaft auf und wir nannten uns „Süddeutsche Motoristenvereinigung“, kurz "SÜMO". Von diesem Zeitpunkt an traten wir gemeinsam als SÜMO auf, besuchten Messen im In- und Ausland und kauften immer mehr Produkte im Verbund ein. Da sich diese Vorgehensweise als sehr erfolgreich herausstellte, gründeten wir am 24. Oktober 1992 die Genossenschaft „Süddeutsche Motoristenvereinugung eG“, die schließlich im Jahr 1993 in des Genossenschaftsregister eintragen wurde. Meine Frau Christine Paulitschek übernahm die Leitung der Geschäftsstelle. Neben den Produkten der Firma Solo gab es von Seiten meiner damaligen Kunden auch eine große Nachfrage nach Maschinen anderer Hersteller. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Produkte weiterer renommierter Gartengeräte-Hersteller wie Sabo, Honda, Husqvarna, Stihl, Viking, Wolf oder Toro in das Sortiment aufzunehmen. Im Zuge der Erweiterung des Sortiments um diese zusätzlichen Produkte, wurden auch Mofas, Mopeds und Motorroller der Marke Puch ins Sortiment aufgenommen und waren ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots. Deshalb fungierte die Firma „Paulitschek Motorgeräte“ ab dem Jahr 1984 nicht mehr als Solo-Generalvertretung, blieb der Solo Kleinmotoren GmbH aber weiterhin als Werksvertretung verbunden. Bedingt durch das stetige Wachstum habe ich das Unternehmen im Jahr 1990 in die „Paulitschek Motorgeräte-Vertriebs GmbH“ umgewandelt, die bis heute besteht – zwischenzeitlich allerdings unter dem Namen „Paulitschek Maschinen- und Warenvertriebsgesellschaft mbH“. Die Räumlichkeiten in der Ulmer Innenstadt wurden mit den Jahren zu klein und weil sich das Gebiet rund um unser Geschäft durch Sanierungsarbeiten immer mehr zu einem Wohngebiet entwickelte, konnten uns unsere Kunden nicht mehr ohne Weiteres mit dem Auto erreichen. Aus diesem Grund haben wir uns auf die Suche nach einem Grundstück für eine Erweiterung des Unternehmens gemacht und sind im Jahr 1997 im benachbarten bayerischen Neu-Ulm fündig geworden. Nach einer kurzen Bauphase konnten wir im Jahr 1998 den neuen Firmensitz in der Zeppelinstraße 3 in Neu-Ulm beziehen. Auch die SÜMO zog zusammen mit unserem Unternehmen in die neuen Räumlichkeiten um. Bis heute ist dieser Standort der Firmensitz sowohl von paulimot als auch der SÜMO, wobei mittlerweile mehrere bauliche Erweiterungen stattgefunden haben.
Das Unternehmen war viele Jahre lang auf den Vertrieb von Motorgeräten für Forst, Garten und Freizeit spezialisiert. Wie kam es dazu, dass Ihr Euch später auf den Vertrieb von Maschinen und Werkzeugen für die Metall- und Holzbearbeitung konzentriert habt?
Der Vertrieb von Motorgeräten war ein stark umkämpfter Markt. Als zunehmend neben Baumärkten auch andere Großmärkte und Discounter diese Produkte anboten, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir uns nachhaltig ein zusätzliches Standbein aufbauen können. Eine der Ideen war, kleine, aber hochwertige Maschinen - beispielsweise Dreh- und Fräsmaschinen, Bohrmaschinen und Bandsägen - zu vertreiben, um den gehobenen Heimwerker und Modellbauer anzusprechen. Dies bot sich nicht zuletzt deshalb an, weil ich ursprünglich den Beruf des Werkzeugmachers gelernt hatte und mich somit mit diesen Maschinen auskannte. Als nächstes stellte sich die Frage, woher wir solche Maschinen beziehen könnten. Zu diesem Zweck bin ich im Jahr 2005 zum ersten Mal nach China gereist, um dort Messen und Hersteller zu besuchen und mich zu informieren. Das Angebot war unvorstellbar groß und ich konnte unglaublich viele Eindrücke sammeln und erste Kontakte knüpfen. Ich kam durch Zufall mit einer Maschinenbauingenieurin in Kontakt, die im Vertrieb von Metallbearbeitungsmaschinen tätig war, alle unsere Fragen zuverlässig und schnell beantwortete und mit welcher eine mögliche Zusammenarbeit sehr vielversprechend erschien. Über sie tätigten wir unsere erste Maschinenbestellung in China und sie ist bis heute unsere Agentin und Geschäftspartnerin vor Ort. Seitdem bin ich regelmäßig zwei- bis dreimal pro Jahr in China und besuche die Fabriken, die unsere Produkte fertigen. Ursprünglich war die Idee, die Metallbearbeitungsmaschinen und Werkzeuge parallel zu den Gartengeräten zu vertreiben. Da wir jedoch schnell gemerkt haben, wie viel Zeit und Aufwand der Vertrieb der Dreh- und Fräsmaschinen und weiterer Produkte im Bereich Metallbearbeitung sowie der Aufbau eines attraktiven Werkzeugsortiments erfordern, haben wir uns dazu entschlossen, uns vollkommen auf diesen Bereich zu konzentrieren. Nicht zuletzt deswegen, weil wir uns hier viel besser selbst verwirklichen und unsere Ideen in die Weiterentwicklung der Produkte einbringen konnten.
Du hast gerade erwähnt, dass du seit 2004 unzählige Male in China warst. Welchen Zweck hatten diese Reisen?
Wir besuchen zusammen mit unserer chinesischen Geschäftspartnerin die Fabriken, in denen unsere Produkte gefertigt werden. Wir vertreiben kein Produkt, ohne zu wissen, wo es gefertigt wird oder die Fabrik besucht zu haben. Daher habe ich mittlerweile Hunderte von Fabriken in China gesehen. Durch diese Besuche stellen wir die Qualität der nach unseren Vorgaben gefertigten Produkte sicher und besprechen außerdem neue Entwicklungsideen. Zudem besuchen wir Messen und pflegen ganz allgemein die Kontakte und Partnerschaften mit unseren Lieferanten. Neben dem rein geschäftlichen Aspekt halten wir diesen persönlichen Austausch für sehr wichtig. In den vielen Jahren sind nicht nur stabile und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen, sondern auch Freundschaften entstanden. Auf den Reisen werde ich immer von meinem Sohn und Geschäftsführer, Dr. Patrick Paulitschek, und abwechselnd von meiner Tochter und Geschäftsführerin, Simone Paulitschek, oder meinem Schwiegersohn und Leiter des Teams Technik und Logistik, Frank Schlögel, begleitet.
Wie hast Du es geschafft, Dich in diesem zunächst völlig fremden Land zurechtzufinden und mit den kulturellen Unterschieden umzugehen?
In China ist tatsächlich vieles anders als bei uns. Das fängt bei den Verhandlungsweisen und -taktiken an und hört bei der unglaublichen Größe des Landes und der einzelnen Städte oder bei den Unterschieden im Speiseplan noch lange nicht auf. In all den Jahren haben wir es aus meiner Sicht – nicht zuletzt dank der Unterstützung durch unsere chinesische Partnerin – geschafft, gegenseitiges Verständnis für die unterschiedlichen Kulturen und Verhaltensweisen zu erzeugen und dadurch ein harmonisches Miteinander zu ermöglichen. Ich finde es sehr wichtig, sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen und Unterschiede zu akzeptieren. Wenn dies gegeben ist, ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit geschaffen.
Und wie ist die Marke „paulimot“ entstanden?
Als wir im Jahr 2004 unser Sortiment zunächst um Metallbearbeitungsmaschinen erweitert haben, war uns von Anfang an klar, dass wir diese Produkte unter einer eigenen Marke verkaufen wollen. Die gewählte Marke „paulimot“ leitet sich aus dem damaligen Namen des Unternehmens „Paulitschek Motorgeräte“ ab. Heute steht „paulimot“ für Maschinen und Werkzeuge, die zwar in Fernost gefertigt werden, sich aber oftmals in ihrer Qualität oder durch spezielle Features vom Massenmarkt abheben.
Welche einschneidenden Erlebnisse und Meilensteine sind Dir seit der Unternehmensgründung bis heute in Erinnerung geblieben?
Seit 1972 ist natürlich sehr viel passiert, aber drei Meilensteine kann ich besonders hervorheben. Erstens ist das der Zusammenschluss der damaligen Solo-Generalvertretungen, aus dem später die SÜMO hervorging. Als Gemeinschaft aufzutreten und zusammen Entscheidungen zu treffen, die sowohl die einzelnen Mitglieder als auch die Gemeinschaft insgesamt voranbringen, war für mich ein sehr wichtiger Schritt. Auch wenn wir heute keine Gartentechnik-Produkte mehr verkaufen, sind wir der inzwischen auf bundesweit über 230 Mitgliedsbetriebe angewachsenen SÜMO in vielerlei Hinsicht nach wie vor verbunden. Ein zweiter Meilenstein in der Geschichte von paulimot war sicher die Entscheidung, das Sortiment zu wechseln und sich vollständig auf den Vertrieb von Metall- und Holzbearbeitungsmaschinen sowie Werkzeugen zu konzentrieren und die Produkte unter der Eigenmarke „paulimot“ zu vertreiben. Auch wenn die Weiterentwicklung der Produkte oftmals viel Arbeit und Abstimmung mit den Lieferanten erfordert, ist die Freude umso größer, wenn am Ende des Prozesses ein qualitativ hochwertiges Produkt entstanden ist und von den Kunden gut angenommen wird. Der dritte bedeutende Meilenstein ist für mich, dass sich meine Kinder dazu entschlossen haben, das Unternehmen zu übernehmen und weiterzuführen.
Das ist ein gutes Stichwort: Mittlerweile hast Du das Unternehmen an Deine beiden Kinder übergeben. Du arbeitest nach wie vor selbst mit und neben Dir und Deinen Kindern sind auch noch Deine Frau und Dein Schwiegersohn im Betrieb tätig. Was bedeutet es Dir, dass das Unternehmen weiterhin in Familienhand geführt wird?
Ich bin mir bewusst, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist und umso schöner ist es für mich, dass sich meine Kinder zu diesem Schritt entschlossen haben. Die Übergabe ist mir nicht schwergefallen. Im Gegenteil, es war für mich eine glückliche Fügung, das von mir aufgebaute Unternehmen in der Familie weitergeben zu dürfen. Meine Frau und ich unterstützen heute, wo wir können, und stehen beratend zur Seite, wann immer wir gebraucht werden. Natürlich gibt es Dinge, die heute anders gemacht werden als früher und auch sind wir nicht immer alle einer Meinung. Aber ich vertraue meinen Kindern vollkommen, dass sie das Unternehmen erfolgreich weiterführen werden. Wenn ich auf die Anfänge zurückblicke, ist es ein tolles Gefühl, dass das Unternehmen heute für mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Arbeitgeber ist und alle in einer freundschaftlichen Atmosphäre zusammenarbeiten können. Für mich persönlich fühlt es sich so an, dass ich seit dem 1. März 1972 keinen Tag nur einer Arbeit nachgegangen bin, sondern immer das machen durfte, was mit Spaß gemacht hat. Und zu sehen, wie sich paulimot bisher entwickelt hat und unter der Leitung meiner Kinder immer weiterwächst, macht mich sehr stolz und glücklich.
Vielen Dank, Willi, für das Gespräch und die vielen interessanten Einblicke in die Geschichte von paulimot.
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